Zu den karnevalistischen Tänzen gehören viele verschiedene Tanzarten. Die Tanzarten werden durch den Gardetanz bereichert, welches in speziellen Vereinen ausgeübt wird. Für die Tänzer bedeutet dieser Art Tanz die Erfüllung hoher Erwartungen.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Akrobatik und Bewegungskunst auf höchstem Niveau: Der Gardetanz
Unterhaltsame Tänze werden beim Karneval gezeigt. Nur die wenigsten Menschen wissen, wie hart die Tänzerinnen und Tänzer für das Gezeigte trainieren müssen. Wie hart das Training für die perfekte Hebefigur ist, lässt sich nur erahnen und ist keinesfalls beim Betrachten der Show erkennbar. Die Tänzerinnen und Tänzer üben in ihren jeweiligen Tanzvereinen für die perfekte Show und können sogar in Tanzwettbewerben gegeneinander antreten. Flexibilität, Kraft und Ausdauer sind die drei wichtigsten Eigenschaften des Tänzers, der im Gardetanz erfolgreich sein möchte. Außerdem sind akrobatische Fähigkeiten gefragt, im Gruppentanz zudem Synchronität und eine einheitliche Ausführung.
Hohe Anforderungen durch den Leistungssport Tanzen
Wenn Tänzer mehrmals wöchentlich trainieren, sind sie ebenso stark gefordert wie Leistungssportler. Vielfältige Schrittkombinationen in wechselnden Formationen werden ausgeführt. Die Tänzer müssen alle Schrittfolgen mit dem rechten Fuß beginnen, hinzu kommen akrobatische Übungen wie Spagat und Räder.
Beim Gardetanz ist die Geschlechterzusammensetzung vorgeschrieben, daher gibt es männliche, weibliche und gemischte Tanzgruppen. Die Zuschauer lernen ein Thema kennen, welches von den Tänzern durch die Musik und durch den Tanz dargestellt wird. Es wird für den Tanz eine Kombination aus herkömmlichen Marschschritten und teilweise modernen Tanzstilen gewählt. So sind Anleihen aus dem Jazzdance oder Modern Dance erkennbar. Um neue Tänze zu kreieren, werden verschiedene Tanzstile miteinander verbunden. Für die Tänzer bedeutet das, neue Elemente zu schaffen. Die neuen Elemente wiederum werden in Ergänzung zu den bisher verwendeten Tanzchoreografien verwendet.
Einen immer wieder atemberaubenden Solotanz können die Zuschauer vom Tanzmariechen erwarten. Neben Begabung und hartem Training im Bereich Turnen, Ballett und Tanzen muss das angehende Tanzmariechen sehr viel Ehrgeiz und Erfolgswillen aufweisen. Üblich sind auch Flickflack, Bogengänge und Spagat. Des Weiteren sind beim Gardetanz Anleihen aus dem klassischen Ballett sowie verschiedene Sprung- und Tanzschritte zu finden. Natürlich ist es auch der eiserne Wille zum Erfolg, der zusammen mit hervorragender Fitness und Beweglichkeit für erfolgreiche Auftritte der Gardetänzer sorgt.
Die wichtigsten Kriterien für den Gardetanz
Wie streng ist der Gardetanz aufgebaut? Genau das ist die Grundlage für den Gardetanz, der nicht nur nach der Uhr, sondern nach festen Choreografien stattfinden muss. Hier gibt es auch im Paar- oder Gruppentanz keinen Freiraum für Improvisationen. Dementsprechend wurden auch die Kriterien für den Karnevalstanz seitens der Verbände festgelegt. Die Verbände nutzen dafür unter anderem die folgenden Regelungen zur Bewertung.
- Austanzen der Bühne als wichtige Voraussetzung
- Musik als wichtiges Element muss in den Tanz einbezogen werden, was für Melodie und Rhythmus gleichermaßen gilt
- Musik muss zum Tanz passen und sowohl harmonisch als auch betreffend des Tempos passend sein
- Wiederholungen gezeigter Tanzelemente dürfen nicht vorkommen
- Elemente gehen fließend ineinander über
- Die Tänzer bewegen sich ständig
- Tänzer tanzen mit dem ganzen Körper, auch mit Armen und Beinen
- Bei Verzicht auf Thema: Tanz muss mit Show-Einlagen punkten
- Nur Tänzer mit positiver Ausstrahlung erwünscht
- Tänzer sollen keine Keepsmiling-Typen sein
- Arme und Beine werden ständig in den Tanz einbezogen und ergänzen diesen
- Leistungsstand einzelner Tänzer muss berücksichtigt werden, damit niemand über- oder unterfordert wird
- Harmonie muss allen Tänzen innewohnen
- Die Verbote einzelne Verbände sind immer zu beachten
- Paare müssen synchron agieren
- Ansonsten sind die Elemente frei entwickelbar
Tänzer brauchen ein gutes Rhythmus- und Zeitgefühl und müssen in der Lage sein, ihre Darbietungen innerhalb der gegebenen Zeit zu zeigen. Die Uhr ist maßgeblich, gibt es doch beim Überschreiten der zulässigen Tanzzeit Punktabzüge. Des Weiteren müssen bei der Choreografie alle Richtlinien der Verbände beachtet werden. Die Bewertungen durch die Verbände können entsprechend der Richtlinien unterschiedlich ausfallen.
Geschichtlicher Hintergrund des Gardetanzes
Der Gardetanz ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern blickt auf eine sehr lange Tradition. Das Wesen des Tanzes ist über die Jahre hinweg immer wieder angepasst worden. Längst sind es keine reinen Männertruppen mehr, die das Militär und die Exerzierübungen auf die Schippe nehmen. Die Männer standen noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Garden auf der Bühne. Die Damen, die ungefähr in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Bühnen eroberten, traten noch in langen Röcken auf. Der Karnevalstanz hat sich inzwischen deutlich verändert und wurde abgewandelt, gleichzeitig wurde auch die Kleidung der Tänzer freizügiger, bequemer und belastbarer. Alles zielt auf Belastbarkeit ab, außerdem tragen die Tänzer auf der Bühne von heute elastische Tanzschuhe für eine bessere Beweglichkeit. Die moderne Tanzkleidung setzt nicht in erster Linie auf Eleganz, sondern möchte belastbar und bequem sein.
Der langsame Wandel des karnevalistischen Tanzsports
Der karnevalistische Tanz wurde durch die Nazis beeinflusst. Zu Anfangszeiten des karnevalistischen Tanzes war das Tanzmariechen ein Mann. Der wurde als Funken bezeichnet und tanzte ab den 1920er Jahren auch. Die Nazis wollten keine tanzenden Männer auf der Bühne sehen, weil sie homosexuelle Anspielungen befürchteten, somit mussten Frauen auf die Bühne. Für viele Jahre standen nur noch Frauen zum Karnevalstanz auf der Bühne. Erst in den 1980er Jahren traten wieder Männer in dem modernen Showtanz auf. Tanzen wurde alsbald zum Sport. Wer heute im karnevalistischen Tanzsport erfolgreich sein möchte, muss bis zu dreimal in der Woche trainieren. Der Deutsche Sportbund hat dem karnevalistischen Tanz seine Anerkennung als Leistungssport zugesprochen. Die Verbände richten Wettbewerbe für verschiedene Altersklassen aus, die im ganzen Land ausgetragen werden.
Arten des Gardetanzes und Verbände in Deutschland
Verschiedene Arten des Gardetanzes sind bekannt. Wettbewerbe im Tanzen können in den verschiedenen Tanzarten ausgetragen werden. Diese Wettbewerbe wiederum werden von den Verbänden in Deutschland organisiert und beaufsichtigt. Um die strengen Kriterien, die im karnevalistischen Tanzsport gelten, zu kontrollieren und faire Bewertungen sicherzustellen, ist die Aufsicht durch die Verbände nötig. Durch die regelmäßigen Kontrollen soll auch die Sicherheit im Tanzsport gewährleistet werden. Üblich sind unter anderm Verbote zu einigen Hebe- sowie zu Wurffiguren. Was erlaubt ist und was nicht, richtet sich unter anderem nach der Altersklasse.
Einige Gardetanzarten kurz vorgestellt
Im karnevalistischen Tanz gibt es unter anderem die folgenden Tanzarten, die sich seit einigen Jahren etabliert haben:
- Solotanz
Der Polkarhythmus liegt zugrunde, getanzt wird auf Instrumentalmusik.
Der Tänzer kann seinen Tanz frei gestalten bzw. kann dieser zusammen mit dem Choreografen frei erarbeitet werden.
Er muss die Bühne für sich einnehmen können, was eine große Herausforderung sein kann.
Das kann schwieriger als beim Paartanz sein.
- Garde-Paartanz
Auch beim Paartanz liegt der Polkarhythmus zugrunde.
Der Tanz ist frei zu gestalten, der Choreograph muss sich nur an die geltenden Verbote halten – z. B. das Verbot von Hebefiguren für Kinder unter 14 Jahren.
Der Tanz soll einen Paarbezug aufweisen und die Partner sollen so wenig wie möglich allein tanzen müssen.
Ansonsten ist der Choreograf in der Gestaltung des Tanzes frei.
Wurffiguren dürfen nicht gezeigt werden.
- Gruppentanz als Gardetanz
Der Polkarhythmus ist maßgeblich und bildet den Hintergrund für das kontinuierliche Hüpfen. Marsch darf weder mit den Tanzfiguren noch als Musik gewählt werden.
Das gilt sowohl für die Musik selbst als auch für die gewählten Tanzschritte.
Die Choreografie kann ansonsten frei entwickelt werden.
Er muss Darstellungen entwickeln, die den Leistungsstand aller Tänzer berücksichtigen.
Verbände beaufsichtigen die Regelungen im Gardetanz
Der bekannteste Verband ist der Bund Deutscher Karneval. Dieser Verband zählt die meisten Mitglieder im Land. Junioren können ebenso wie Jugendliche in den drei Disziplinen Tanzpaar, Tanzgarde und Tanzmariechen antreten. Männlicher und weiblicher Tänzer bilden ein Tanzpaar, das Tanzmariechen muss weiblich sein. In der Tanzgarde können sowohl weibliche als auch männliche Tänzer aktiv sein. In den Ü15-Gruppen sind Tanzmariechen und Tanzpaare möglich, bei der Tanzgarde darf nur ein Drittel Männer mittanzen. Die Bewertung der Tänzer wird durch den Bund Deutscher Karneval vor allem bezüglich der Vielfalt der Schritte vorgenommen. Die Tänzer sollen die Freude an ihrer eigenen Darstellung transportieren und die Choreografie so abwechslungsreich wie möglich gestalten.
Mit der Rheinische Karnevals Kooperation gibt es einen weiteren großen Verband für den Karnevalstanz in Deutschland. Der Verband kennt seit 2019 sechs Disziplinen im Gardetanz. Wer an Wettbewerben teilnehmen möchte, wird bei diesem Verband in eine der drei Altersklassen eingeteilt: Kinder, Junioren und Senioren. Die Turniere gehen in verschiedenen Leistungsklassen bis zur Deutschen Meisterschaft. Wichtig sind für den Verband exakte Bewegungen, die sich durch Harmonie und Synchronität auszeichnen. Die Schritte sollen so vielfältig wie möglich sein, die Tänzer müssen erkennbare Freude am Tanzen haben.
Mit der Internationalen Interessengemeinschaft für Tanzsport und dem Deutschen Verband für Garde- und Schautanzsport ist der Karnevalstanz in zwei weiteren Verbänden in Deutschland organisiert. Das Leistungsniveau der Tänzer wird im Deutsche Verband für Garde- und Schautanzsport in Ligen dargestellt. Die Leistung der Tänzerinnen und Tänzer wird durch diese Einteilung vergleichbar. Der Gardetanz hebt sich in diesem Verband deutlich von den beiden vorgenannten Verbänden ab. Zackige und exakte Ausführungen sind hier wichtiger als Spagate, die es in den Richtlinien gar nicht gibt. Die Kombination von Arm- und Beinbewegungen muss so anspruchsvoll wie möglich sein. Die Internationale Interessengemeinschaft für Tanzsport hingegen erlaubt keinen Radschlag.